Es wird immer frühlingshafter. Leider soll es nächste Woche wieder schneien. Aber mir tut die kleine Kältepause echt gut. Ich war ein paarmal joggen. Stellt euch vor: Am Hudsonriver, Sonnenaufgang, im Hintergrund die Berge und eine riesige Brücke. Mir sind Rehe über den Weg gelaufen, eine Menge Squirrels und Truhthähne. Nachts ist es etwas gruselig, aber es hat was.
Naja, man merkt: Mir geht es echt besser. Ich bin so dankbar das genießen zu dürfen. In meinem Herzen ist viel mehr Frieden darüber, dass es richtig ist, hier zu sein. In mir verändert sich viel. Ich habe viele Kämpfe zu durchstehen, aber insgesamt fühlt es sich gut an, irgendwie weicher, gelassener. Ich kann Gott vertrauen, dass er für mich sorgt und ich nicht krampfhaft selbst dafür sorgen muss.
Meine Schwester hat mir geschrieben, dass es doch schön ist, sich mal nicht von den Sachen ablenken lassen zu können, die in Berlin so wichtig waren oder sind. Ja, sie hat recht. Ich werde die Zeit nutzen, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren, Gottes Herz und auch meins. Ich habe so eine Sehnsucht danach "Ich" sein zu können und alles abzuschmeißen, was mich nur deformiert hat, was nicht wirklich von Gott ist, sondern ich mir im Überlebenskampf des Lebensdschungels angeeigenet habe und gar nicht zu mir passt. Was mir vielleicht eine zeitlang eine Krücke gewesen ist, mich jetzt aber behindert.
Gleichzeitig Sprotte zu begegnen, als mein Gegenüber ist eine zeimliche Herausforderung. Ich versuche unterscheiden zu können, wann er mein Spiegel ist und ich mich tatsächlich mit dem, was mir da entgegenblickt auseinandersetzten sollte und wann ich mir den Schuh einfach nicht anziehen brauch, weil es sich um Sprottes Baustelle handelt.
Ich erlebe, wie Gott mich stärkt und mir Rückhalt gibt. Ich erfahre Ermutigung und Trost. Auch durch meine Freunde, die mir immer eine wichtige Stützsäule waren und meinem Leben etwas sehr Erfüllendes geben.
Danke für all die Liebe, die ihr investiert. Ich hab euch auch lieb :-)
Diesmal mehr aus meinem Inneren, nächstes mal wieder mehr über unsere äußere Lage.
dragon_claire - 11. Jan, 18:56
Danke liebe Freunde fürs Beten. Sprotte freut sich auch sehr über Eure Kommentare. Es ist schön zu wissen, dass wir Freunde haben, die an uns denken.
Wir haben sehr selten und unter schwierigsten Bedingungen Internetzugang.
Ich sitze hier auf einer Baustelle, in einem Haus von Paul, das gerade von Sprotte und ein paar anderen Jungs restauriert wird. Hier gibt es W-Lan.
Aber es ist dreckig und laut :-)
Sylvester sind Sprotte und ich aus Maine nach New York State gefahren. Wir haben über 12 Stunden gebraucht, das Wetter war schrecklich. Um 0 Uhr waren wir irgendwo in einem Dorf und haben uns zumindest einen Neujahrskuss gegeben.
Wir kamen nachts an, das Haus war total kalt und wir dachten, es würde bald warm werden. Leider Fehlanzeige. Wir schliefen, oder auch nicht, bei Minusgraden. Unser Atem dampfte, es war wirklich ein Alptraum. Wir fanden am nächsten Tag raus, dass der ganze Keller unter Wasser stand. Sprotte brachte den ganzen 01.01.2008 Eimer voller Wasser aus dem Keller. Zwischendurch mussten wir noch Autos von Schnee befreien, weil die Polizei meinte, der Schneepflug käme nicht vorbei. Also Schnee schippen, bis die Hände fast abfielen. Naja, es ging vorbei und alles löste sich in Wohlgefallen auf. Der Heizungsdienst, der später eintrief setzte uns davon in Kenntnis, dass wir nur einen Knopf hätten drücken müssen und die Heizung wäre gegangen und die Pumpe hätte das Wasser rausgepumpt. Naja, wir haben es überlebt.
Dann der Traum: Am 02.01.2008 waren wir in NewYork City. Es war echt der Wahnsinn. An all diesen Orten vorbeizufahren, die man immer nur aus Filmen kennt.
Paul ist echt so ein Freak. Er machte eine Schnellstadtrundfahrt mit uns. Wir sind überall schnell rausgesprungen, einmal durchgerannt und wieder zurück ins Auto. Abends waren wir noch chinesisch essen. Und es war ein total schöner Tag für mich. Ich hoffe, mir alles mal mit mehr Ruhe ansehen zu können.
Wir haben in NY zwei Jungs aus Deutschland abgeholt, die auch auf der Baustelle helfen. Jetzt wohnen wir zu fünft (Juan ist ein Freund von Paul und auch dabei) in dem Haus, das ich erst mal von oben bis unten geputzt habe.
Und ich bin soooo froh, der Schnee taut seit zwei Tagen und langsam heilt meine vor Kälte eingerissene Nase.
Sprotte und ich arbeiten also ziemlich viel und versuchen auch an uns und unserer Beziehung zu arbeiten.
Bilder gibt es leider immer noch nicht. Zuerst habe ich kein Aufladegerät für meine Batterie gafunden und jetzt hat mir der Typ aus dem Laden in NY die Batterie gleich abgezogen, aös ich ein Ladegerät kaufen wollte und er mir eins für 50 $ verkaufen wollte. Ich rannte entrüstet aus dem Laden und stellte später fest, dass meine Batterie bei ihm geblieben ist.
Das in Kürze, was wir hier so treiben.
Liebe Grüße von Sprotte und mir aus USA. Wir haben Euch lieb und sind froh, dass wir so eine tolle Familie haben.
dragon_claire - 7. Jan, 23:40
Ich habe zum ersten Mal Internetzugang, seitdem ich in Amerika bin.
Danke für die lieben Kommentare zu meinem letzten Eintrag. Ich bin echt gerührt, dass ihr an uns denkt und an unserer Situation teilnehmt. Auch die vielen Mails, die ich bekommen habe, sind ein echter Segen. Ich kann sehen und erleben, dass ich nicht alleine bin, dass Freunde beten und für mich da sind.
Wir sind gerade in Maine. Sprotte hat vor zwei Tagen einen riesigen Elch gesehen. Es ist unglaublich, wie viel Schnee auf einem Fleck Erde sein kann.
Wir waren schon an der Grenze von Kanada und ich hoffe, dass wir noch Ski und Schneemobil fahren. Wer mich kennt, weiß ja, dass das die Dinge sind, die mich begeistern.
Bisher habe ich nur unglaublich nette Menschen kennengelernt.
Weihnachten waren wir mit Paul bei einer alten Dame. Es war so nice. Ihr Haus war so niedlich eingerichtet mit all dem Weihnachtsschmuck. Sie hat typisch amerikanisch gekocht und uns beschenkt. Sie hat mich vorher noch nie gesehen und ich habe mich so wohl gefühlt. Das war echt unbeschreiblich.
Sprotte hat mich vom Flughafen abgeholt und natürlich will jeder wissen, wie es uns zusammen geht.
Es ist gut, aber auch schwierig. Wir haben eine Chance, denke ich. Aber es ist auf jeden Fall nicht einfach.
Danke für jedes Gebet. Das kann ich nicht oft genug sagen.
Leider kann ich meine Fotos nicht runterladen, vielleicht finde ich noch eine Lösung. Ich habe so tolle Schneefotos.
dragon_claire - 25. Dez, 20:45
Die letzten drei Tage waren unvorstellbar. Ich habe mich am Mittwoch entschieden, das Angebot von Paul anzunehmen und nach Amerika zu Sprotte zu fliegen.
Es war keine leichte Entscheidung. Ich hatte sehr viele Zweifel, Ängste, logische Argumente dagegen.....
Aber insgesamt hat Gott wieder alles so geführt, dass ich gespürt habe: es ist das Beste. Und jetzt freue ich mich megamäßig.
Es ist schwer in Worte zu fassen, da alle Ausführungen nicht wirklich das beschreiben, wie es sich anfühlt.
Eigentlich müsste ich ganz von Vorne anfangen. Mein kleiner Ausflug in die Welt. Meine Wut auf Gott. Ja, ich war enttäuscht. Ich dachte, auch Gott hätte mich vergessen und seine Zusagen würden nicht eintreffen und er lässt mich im Stich. Ich konnte nicht mehr glauben, was er mir gesagt hat, bzw. habe daran gezweifelt, ob ich überhaupt seine Stimme höre.
Ich wollte "wieder Spaß" haben. Am Anfang war das auch nett. Partys, Saufen, Rauchen.....
Aber ich habe gemerkt, dass es das nicht sein kann. Nichts mehr hat geklappt. Meine Jobsuche war ein Disaster. Jede Tür hat sich geschlossen, jeder Stein, der sich mir in den Weg legen konnte, hat das auch getan. Ich habe gegen Windmühlen gekämpft und fast aufgegeben. Fast keinen Kontakt mehr zu meinen christlichen Freunden oder zur Gemeinde kam mein früheres Leben wieder zum Vorschein.
Nach und nach merkte ich: Mir fehlt was. Mir fehlt Jesus. Meine Geschwister, echte Beziehungen. Mir fehlt auch mein Mann.
In der Zeit hat Gott mich nicht ganz alleine gelassen. Auch wenn ich ihn nicht sehen oder erleben konnte. Ich habe mal wieder erlebt, was für tolle Freunde ich geschenkt bekommen habe. Viele standen in der Zeit neben mir. Viel konnten sie nicht machen, aber sie waren da und sie haben gebetet. Danke!!!!
Etwas zog mich zu dem, was mich wirklich erfüllt. Nicht der Karrierekick, das Auto, der Traummann. Mir ist der Spruch von Bonhoeffer nicht mehr aus dem Kopf gegangen:
"Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche."
Mir wurde immer mehr bewusst, wie schön es sein muss, nicht in dem Hamsterrad der Gesellschaft mitmachen zu müssen, lieben zu können, zufrieden zu sein ohne jedes scheinbare Bedürfnis zu befriedigen.
Naja, schlussendlich habe ich bei einem Godi gespürt, dass ich die Freaks lieb habe und ich ein Teil von ihnen bin und dass ich nicht überlebe( mein Herz zumindest nicht), wenn ich getrennt bin von all dem. Und ich gehöre zu Sprotte. Sprotte ist toll, ich habe ihn geheiratet, weil ich sein Herz schön finde. Ich muss, ich will es nochmal probieren. Als Paul mich fragte, ob ich nach Amerika fliegen will, war ich unsicher.
Dann kam die Predigt: Gott sendet uns aus- in die Ehe.
Ok, Paul fragte etwas später wieder nach und wir schlugen die Bibel auf:
Mat. 10, 39: Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.
Dann immer wieder: sei mutig und stark!!!
Ich habe mich dann entschieden und sprang. Seid dem läuft alles super. Ich gerate an tolle nette kompetente Menschen, woimmer ich mich hinwende um Sachen zu organisieren etc.
Alles scheint zu passen. Und meine größte Angst, dass Sprotte sich gar nicht freut, hat sich auch aufgelöst. Er freut sich.
Hey Freunde: Bitte betet für uns!
Und das krasseste: Jetzt geht ein superlanger Traum in Erfüllung. Jetzt, wo ich´s abgegeben habe an Gott!
Ich verbringe Weinachten in New York! Mit meinem Mann! Ich kann es nicht fassen.
dragon_claire - 15. Dez, 22:36
Fand ich gut den Spruch:
"Man hat so lange ein Motivationsproblem, bis man ein Zeitproblem hat."
Ich will mich selbst organisieren. Heute mach ich erst mal nen Plan. Und ich verzettel mich auf
Internetseiten, die mir dabei helfen sollen. Und wieder ist der Tag vorbei.
dragon_claire - 4. Dez, 16:47